Eine Werbeübung

Oder: Wie verdoppeln wir die Mitgliederzahlunserer Erststufeneinheit?


Eigentlich ist es ganz einfach, aber esbraucht dazu etwas Organisation, etwas Hilfe von den anderenFührerinnen und Führern aus der Abteilung und etwas VitaminB. Organisiert eine Werbeübung für die Kinder von 8 bis 10Jahren in euerem Quartier oder Dorf. Genau das haben wir in unsererAbteilung vor einigen Jahren gemacht und die Mitgliederzahl unsererMeute verdoppelt (und nicht nur kurz-, sondern langfristig).

 

Erster Schritt: die Adressenauftreiben

Wir brauchen die Adressen der Kinder die in Frage kommen. Inunserem Fall konnten wir uns einfach ans Sekretariat der Pfarreiwenden, da unsere Abteilung zu einer katholischen Pfarrei in Lausannegehört. Man kann aber auch an die Lehrerinnen und Lehrer oderans Schulsekretariat gelangen.

 

Zweiter Schritt: die Einladung

Die Einladung, die wir verschicken möchten, muss für dieKinder kurz und anmächelig sein, sie soll mit lustigenZeichnungen oder Bildern illustriert sein und die wichtigstenInformationen enthalten: was, wann, wo, wie lange, was mitbringen?Achtung: Schriftdeutsch schreiben und nicht Dialekt, den verstehenZweit-, Dritt- und Viertklässler nicht! Gedruckt wird das Ganzeauf fröhliches, farbiges Papier.

Als zweites fügen wir ein Informationsblatt für dieEltern bei, das beschreibt, weshalb wir die Kinder einladen. Diepraktischen Informationen werden hier wiederholt und nicht zuletztwerden die wichtigsten Zielsetzungen und Methoden der Pfadibewegungerläutert. Dieser Brief muss von euch mit Vorname und Nameunterzeichnet sein und natürlich angeben, wie man euch erreichenkann.

Wir haben diesem Brief zusätzlich noch den farbigenPfadiprospekt der PBS beigelegt (erhältlich beiScout & Sport) und eineAnmeldekarte, auf der alles Wichtige erfragt wurde: Name, Adresse,Telefonnummer und Geburtsdatum der Kinder. Die Eltern unterzeichnetenund zeigten sich so einverstanden damit, dass das Kind amWerbenachmittag teilnahm.

 

Das Besondere: die zweite Einladung

Die Kinder kommen noch viel lieber an einen Nachmittag wie den vonuns geplanten, wenn sie nicht allein, sondern mit einer Freundin,einem Freund kommen können. Eine zweite Einladungskarte enthieltdeshalb die Aufforderung, noch jemanden mitzubringen. Die Praxis hatuns recht gegeben: Die allermeisten Kinder kamen zu zweit oder gar zudritt. Natürlich bekamen auch unsere Wölfe und Bienli eineEinladung, um selber noch Kolleginnen und Kollegen einzuladen.

 

Ein bisschen Programm und ein speziellerEmpfang

Idealerweise braucht es nur einen kleinen Postenlauf in derNähe eures Lokals, am besten draussen in der Natur. Es ist nichtnötig, Distanzen zurückzulegen. Beim Treffpunktbegrüsst ihr die Kinder und deren Eltern mit grosserAufmerksamkeit und stellt alle rundherum gegenseitig vor.

Wählt ein attraktives Thema (wir nahmen «Indianer»)und beginnt, indem ihr eine Verkleidung bastelt. In unserem Fallschminkten wir uns wie Indianer, kämmten uns entsprechend undsteckten Federn ins Haar. Indianerschmuck rundete ab.

Jetzt werden die Kinder losgeschickt, in 4er- bis 6er-Gruppen,gemischt aus Wölfen/Bienli und Schnupperern. Als Betreuer dieserkleinen Gruppen kommen die übrigen Führer/innen derAbteilung zum Einsatz: Jede Gruppe soll betreut sein. An deneinzelnen Posten sind Spiele vorbereitet, an denen alle mitmachenkönnen.

Am Schluss treffen sich alle rund um ein Feuer, wo gesungen wirdund alle einen gebratenen Servelat und Zimt-Tee bekommen (offeriertvon der Abteilung).

 

Das Nachfassen

Das Wichtigste kommt nun in den Tagen nach dem Werbeanlass: DieEltern der Teilnehmenden werden nochmals angeschrieben und angefragt,ob ihr Kind nicht zu uns stossen und sich anmelden wolle. Im Briefwerden die nächsten Übungen angekündigt und das Datum,Thema und Kosten des Sommer- oder Herbstlagers bekanntgegeben. Imübrigen folgen praktische Informationen zu unserem Betrieb(Übungsrhythmus, Abmeldungen, Stufensystem, Jahresbeitrag). Vorallem aber werden die Eltern zu einem Informationsabend eingeladen,um ihnen Dias von Aktivitäten zu zeigen und ihre Fragen zubeantworten.

Wichtig: An der nächsten Übung die Neuen ganz besondersempfangen und betreuen, damit sie sich sofort wohl fühlen.

 

Ein solche Werbeübung brauchtvielleicht etwas mehr Arbeit und Vorbereitung, aber es lohnt sich!Wir jedenfalls konnten unsere Mitgliederzahl verdoppeln und Kinderndie Pfadi zeigen und zugänglich machen, die sonst kaum je davonerfahren hätten.

Fabiène Gogniat Loos/Puce

 

Werbeübungen in der 2. Stufe

Jahrgangslöcher in der 2. Stufe?Überdurchschnittlich zahlreiche Austritte? Leiternachwuchs inGefahr? Warum nicht einmal eine Werbeübung für die 2. Stufedurchführen?

Wir denken bei Werbeübungen zumeist an 1.-Stufen-Übungen- warum eigentlich? Mit einigen Neuzugängen direkt in die 2.Stufe kann man Jahrgänge ergänzen, die Gruppengrössenausgleichen, Leiter/innen-Nachwuchs sichern und natürlichenAbgängen vorbeugen. Ganz abgesehen davon kommen auf diese Weiseauch wieder neue Ideen und Erfahrungen in den Pfadialltag - und davonprofitieren wir alle!

 

Werben von«Quereinsteigenden»

Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken, warum wirtrotz Leiter/innen-Mangels so oft zögern, auch ältere Pfadials «Quereinsteigende» zu werben - was wir in der 1. Stufedurchaus kennen, scheint für die 2. Stufe kein Thema zu sein:dennoch beweisen die Erfahrungen, dass häufig gerade diejenigen,die erst spät als Jugendliche zur Pfadi gefunden haben,äusserst engagierte und gute Arbeit für unsere Bewegungleisten! Manche hatten einmal ein negatives Erlebnis in der 1. Stufe,traten aus - das war's. Viele von ihnen würden heute durchauswieder mitmachen - aber eben: Werbeübungen gibt es nichtfür Jugendliche...

Johanna Angele/Wäspi