Von der Kunst, den richtigen Pfadi-Schwerpunkten Gewicht zu geben


«Hat die Pfadi heutzutage noch eine Überlebenschance? Pfadi sein im Zeitalter von Cyberspace und Ecstasy? Die Pfadibewegung steht einer immer härteren Freizeit-Konkurrenz gegenüber...» Solche Zeitungstitel lassen aufhorchen. Zwei Arbeiten im Rahmen des diesjährigen Gilwell-Kurses kommen zum gleichen Schluss: Die Pfadi ist nicht altmodisch, aber sie verkauft sich altmodisch. Dabei müsste nur ein paar wenigen Punkten vermehrt Beachtung geschenkt werden...

 

Eine Umfrage anlässlich einer AL-Fortbildung in der Innerschweiz legt es klar dar: Auf die Frage, was die Öffentlichkeit von unserer Jugendorganisation mitbekomme, die immer gleiche Antwort: Lagerberichte, Grossanlässe, Uniformen, Kinderhaufen, Natur, Drogen. Genauso verhält es sich mit Pressetext-Titeln. Aber zeigen diese Stichworte wirklich die ganze Palette der Pfadiarbeit auf? Es ist unbestritten, dass die Öffentlichkeit immerzu nur einen ganz kleinen Teil der immensen Jugendarbeit, die wir leisten, wahrnimmt. Doch diesen kleinen Teil müssen wir bewusst lenken. Die Kunst liegt darin, dass wir nur einen Aspekt der Pfadi, aber eben den richtigen Aspekt, an die Öffentlichkeit bringen.

 

Stufenprofile sind topaktuell

Ein Projektteam des Gilwell-Kurses ist zum Schluss gekommen, dass die vor gut 10 Jahren formulierten Bedürfnisse der Jugendlichen im 2.-Stufen-Alter noch immer sehr aktuell sind. 200 Jugendliche - Pfadi und Nichtpfadi - aus Stadt und Land in der Deutschschweiz wurden nach ihren Bedürfnissen befragt. Es stellte sich heraus, dass neben den Bedürfnissen dieser Altersgruppe auch ein Bedarf der Gesellschaft vorhanden ist. Der Bedarf nach sinnvoller Freizeitbeschäftigung, Erziehung zur Selbständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und moralischen Werten.

 

Wir verkaufen uns «falsch»

Gerade diese Punkte werden in den Medien zuwenig erwähnt. Die Gilwell-Arbeit «Betrachtung der Pfadi in der Medienlandschaft» zeigt dazu erschrekkende Resultate. Untersucht wurden Presseartikel, Internetseiten und TV-Sendungen des letzten Jahres. Die Analyse zeigte, dass rund ein Drittel der Artikel oder Erwähnungen der Pfadi negativen Inhaltes sind. Zum einen sind dies Berichte, die für die Pfadi eigentlich absolut irrelevant sind, weil sie die Pfadi z.B. in einem zufälligen Zusammenhang mit Straftaten erwähnen. Zum anderen sind es langweilige pfadieigene Artikel (siehe Tips) oder Texte, die längst veraltete Klischeevorstellungen noch untermauern. Und gerade dadurch wird leider die öffentliche Meinung gebildet.

 

Themen, die für unsere Arbeit stehen

Entgegenwirken können wir solchen Artikeln nur mit Reaktionen (z.B. Leserbriefen) oder guten Berichten, die positive Aspekte unserer Arbeit zum Thema haben, wie Ehrenamtlichkeit, Gleichstellung der Geschlechter, Selbständigkeit, Verantwortung, sinnvolle Freizeitbeschäftigung, Ausbildung, Natur statt Konsum... Dies sind unsere Pluspunkte! Sie verkörpern wesentlich zentralere Werte als Freizeitstress und Action. Oder wie es die Sonntags Zeitung einmal formulierte: «Love, Peace and Happiness. Die Technofreaks reden davon, die Pfadi tun es!»

 

Tips für einen guten Umgang mit der «Öffentlichkeit»:

  1. Auftreten im Dorf, in der Stadt: Rauchende Pfadi hinterlassen auch einen Eindruck - einen etwas anderen zwar, aber genauso bleibend: Sicher vermeidbar!
  2. Ein uralter Aushang, der nie mehr erneuert wurde, zeugt nicht unbedingt von einer dynamischen Pfadiorganisation.
  3. Warum nicht einmal einen öffentlichen Anlass gemeinsam in Pfadiuniform besuchen?
  4. Medienarbeit: Die Initiative muss von den Abteilungen ausgehen. Wenn kein direkter Zugang zur Presse da ist, sollte man sich unbedingt um eine Kontaktperson bemühen, welche die Presse mit Inputs beliefert.
  5. Interessante Möglichkeiten bietet das Internet: Die Pfadi zeigt sich fortschrittlich und wirkt dem Klischee von Waldgängern und Wegsuchern entgegen. Zu vermeiden sind aber politische Attacken oder Meinungsäusserungen!
  6. Wie man einen Artikel schreibt? Siehe in dieser trèfle/kim-Nummer!

Rita Lisa Steiner/Mogli